"Efe, mein ein und alles…"
Ich (Elif, 16) wollte nie ein Geschwisterchen. Nie. Doch nach und nach erfüllte etwas komisches mein Herz. Es war
die Geschwisterliebe. Ich habe zwei Brüder Sezer (15) und Sezgin (12). Ich liebe meine Brüder zwar, aber ich wollte noch eins. Ich schrieb meinen Eltern Briefe und SMS ich flehte sie an und bekam aber eine Antwort, die ich nicht hören wollte. Meine Eltern hatten Angst. Sie hatten Angst, dass ein weiteres Kind vielleicht mit einer Krankheit geboren wird. Denn mein Bruder Sezer hatte vor etwa 7 Jahren eine Gehirnblutung erlitten. Er ist teilweise gelähmt und muss regelmäßig zur Therapie. Sezgin hat vor 3 Jahren einen Krampfanfall gehabt, ist aber zum Glück anfallfrei. Ein neues Kind kam also nicht in Frage.
Ich wusste, dass meine Mutter auch ein Kind haben möchte. Wir hatten grade das Schlimmste hinter uns gelassen und vergessen. Doch meine Gebete wurden erhört. Meine Mutter wurde schwanger, aber sie sagte uns es am Anfang nicht. Sie bekam Vitamintabletten für Schwangere vom Arzt verschrieben und Sie versteckte sie vor uns. Ich fand diese Tabletten und ich freute mich sehr. Meine Mutter war schwanger. Ich bekam ein Geschwisterchen.
Im dritten Monat wurde es dann offiziell, sie sagte es uns am Frühstückstisch. Wir fuhren zusammen ins Krankenhaus und meine Brüder und ich sahen zum ersten Mal unser Geschwisterchen. Es war noch klein, aber da. Ab dem Moment zählten wir Monate, Wochen und Tage. Ich als einziges Mädchen in der Familie wollte unbedingt ein Mädchen, aber es kam nicht so. Es war ein Junge. An den Tag habe ich geweint bis ich gezittert habe. Auf einer Seite war ich traurig aber auf der anderen Seite auch froh, denn mein Bruder war gesund. Meine Mutter hatte aber zu viel Fruchtwasser. Und es stellte sich heraus, dass sie Schwangerschaftsdiabetes hat. Meine Mutter war meistens sehr müde und ich übernahm vieles im Haushalt. Sie schlief sehr viel, denn sie war nicht mehr die jüngste. Sie war 40 Jahre alt geworden.
Alles verlief gut. Ich begleitete meine Mutter wenn ich nicht in der Schule war zu ihren Terminen. Wir hörten uns die Herzschläge von meinen Bruder an und Sezer nahm sie sogar auf. Inzwischen war sie 9 Monate schwanger und wir erwarteten unseren Bruder. Sezgin küsste jeden Abend den Bauch meiner Mutter und ich fand es wunderschön meine Hand auf ihren Bauch zulegen und meinen Bruder zu spüren. Meine Mutter fuhr zwei Wochen vor dem Entbindungstermin ins Krankenhaus und dort musste sie bleiben. Mein Bruder hatte zu wenig Fruchtwasser und am 29.12.2009 um 22.04 Uhr wurde Efe Yusuf mit Kaiserschnitt geboren. Meine Anderen Brüder und ich waren zuhause und warten. Mein Vater kam und erbrachte uns ein Foto von Ihm. Er war Süß und er war mein Bruder. Diese Nacht schlief ich gut und träumte von Ihm.
Am nächsten Tag fuhren wir ins Krankenhaus und bewunderten unseren Nachwuchs. Meine Mutter blieb lange dort, denn mein Bruder hatte Gelbsucht. Aber dann kamen sie nach Hause. Uns wurde langsam beigebracht, dass Efe krank ist. Efe hat Trisomie-21. Bei dieserKrankheit haben Kinder schwache Bauchmuskeln. Sie haben eine Lernschwäche und sie unterscheiden sich von anderen Kindern. Sie haben asiatische Augen und gleichen Mongolenkindern. Die Ärzte haben meinen Eltern erzählt, dass Efe vielleicht nicht lachen oder weinen könne. Er würde immer nur schlafen. Wir alle haben viel geweint.
Aber wir hatten Glück, bis jetzt hat Efe eine leichte Form. Er lacht und sitzt mit Hilfe. Er schreit, weint und macht auf sich Aufmerksam. Zurzeit macht Efe viele Fortschritte. Er kann Sachen, welche manche Kinder in seinen Alter nicht Können, aber manches kann er nicht (z. B. seinen Kopf im liegen lange halten). Efe ist jetzt 3 Monate alt und fängt bald mit der Therapie an. Es ist schwer für die ganze Familie, aber wir halten zusammen und wir haben vieles mit Hilfe vom Bunten Kreis gemeistert.
Ich weiß nicht mehr, wie es ohne Efe war. Er ist einfach mein Ein und alles. Ich liebe meinen Bruder sehr und ich würde alles für ihn tun. Ich würde sogar für ihn sterben. Ich bin Efes „Patenmutter“. Wenn meine Mutter einkaufen fährt oder arbeiten geht pass ich auf ihn auf, natürlich helfen meine Brüder mir auch. Als Efe zum ersten Mal laut gelacht hat habe ich geweint. Ich habe mich gefreut, dass Efe glücklich ist bei uns zu sein und dass er überhaupt
lachen kann. Efe ist etwas Besonderes und er hat unser Leben verändert. Er und sein lachen ist unsere Medizin und er erfüllt unsere Familie mit Freude und Mut.