"Du hast eine unfassbar starke Mama an Deiner Seite"

Pia Marie *29.9.1017
Pia Marie *29.9.1017

Pia Marie

 

Liebe Pia Marie!

Ich möchte auf diesem Weg die Chance nutzen, um mich bei Dir zu entschuldigen. Leider habe ich mich vom erstem Tag der Diagnose „Trisomie 21“ nicht so verhalten, wie ich es hätte tun müssen oder wie ich es jetzt tun würde. Deiner Mama war von der ersten Sekunde an klar, dass Du auf die Welt kommst. Und dies hat sie mit einer absoluten Deutlichkeit und großer Willensstärke gezeigt und auch kommuniziert. 

Nur ich war mir nicht so schnell sicher, was ich wirklich will. Nie habe ich den Gedanken der Abtreibung in Erwägung gezogen, jedoch war ich wie ein Fähnchen im Winde. Bei positiven Geschichten konnte ich es kaum erwarten Dich endlich kennenzulernen und Dich in meinem Arm zu halten. Bei negativen Berichten stellte ich mir immer wieder die Frage, ob dies der Richtige Weg sei, den wir gehen. Zugegeben habe ich in Mamas erster Schwangerschaft den Bauch öfter gestreichelt als bei Deiner. Zudem habe ich auch mehr mit Deinem großen Bruder gesprochen als er in Mamas Bauch war, als dann in der Schwangerschaft mit Dir. Es tut mir im Herzen und in der Seele weh, dass ich Dich stellenweise vernachlässigt habe. Und mich häufig nur auf Mamas Zuruf mit dem immer größer werdenden Bauch beschäftigt habe. Es war mir nicht peinlich oder unangenehm über das Thema der „Trisomie 21“ zu sprechen und ich stand nicht immer hinter Dir und Mama.

Wenn ich nun mit Abstand darauf zurück blicke, schäme ich mich für manches Verhalten und einige Gedankengänge sehr. Du hast eine unfassbar starke Mama an Deiner Seite. Sie ist nicht nur ein Fels in der Brandung, eine Löwenmama, sondern ein unglaublich besonderer Mensch, so wie Du!

Heute, genau 102 Tage nach Deiner Geburt, kann ich mein Glück kaum fassen, wenn Du mich mit Deinen zauberhaften Augen anschaust oder Deine ersten kleinen Geräusche und Reaktionen von Dir gibst. Ich danke Dir für diesen unbeschreiblich magischen Moment, welchen wir beide im Krankenhaus hatten. Du hast mich richtig angeschaut, tief in meine Augen. Fast so, als hättest Du sprichwörtlich in meine Seele geschaut. Es fühlte sich in diesem Augenblick so an, als hättest Du zu mir gesagt: „Danke Papa, dass ich leben darf.“ Diese Situation auf der Intensivstation werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen.

Heute bin ich einfach nur froh und dankbar für alles, was ich mit Dir schon erleben durfte. Und natürlich auch für das, was wir noch erleben werden. Ich möchte Dir sagen, dass ich absolut hinter Dir stehe, egal was noch kommen und passieren wird!

Jeden Tag möchte und werde ich Dir zeigen, dass Du ein ganz besonderer Mensch für mich bist.

Hoffentlich kannst Du mir den holprigen Start in die Schwangerschaft verzeihen und spürst, dass ich Dich sehr lieb habe. Egal was war, egal was ist und egal was wird, ich werde immer an Deiner Seite stehen und immer für Dich da sein!

Deine Mama, dein Bruder und ich können uns ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Du bist für uns etwas ganz Besonderes, kleine Pia!

In Liebe Dein Papa!

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